11/12/2024
Marktkommentar
Die US-Wahlen treiben die Märkte
Das dominierende Thema im November war eindeutig die Wahl des US-Präsidenten. Wer sich gut informierte, wusste, dass Donald Trump intakte Chancen hatte, erneut zum Präsidenten gewählt zu werden. Und so kam es dann auch. Mit einer doch relativ klaren Mehrheit der Stimmen wurde Donald Trump gewählt. Die Republikaner verfügen nun sogar über die Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments, was dem neuen Präsidenten doch einigen Spielraum für die Umsetzung seiner Ankündigungen geben sollte. Die Nervosität an den Kapitalmärkten liess dann nach den Wahlen rasch nach, denn die Akteure an den Märkten mögen keine Ungewissheit und die ist nun vom Tisch. Unter der neuen US-Regierung wird ein wirtschaftsfreundliches Umfeld geschaffen, das unter anderem tiefere Steuern und weniger Regulierung vorsieht. Die absehbare Deregulierung verlieh den US-Märkten ein positives Momentum und gipfelte in neuen Höchstständen. Die Renditen bei den 10-jährigen US-Anleihen stiegen deutlich an, da die stetig wachsenden Staatsschulden wohl weiter in ungeahnte Höhen steigen werden. Die angestiegenen Zinsen bei den Anleihen kontrastieren zu den Absichten der FED, die Zinsen tiefer bringen zu wollen, was sie mit den ersten beiden Zinssenkungen begonnen hat.
Ebenfalls gegen die Zinsentscheidungen der FED läuft zurzeit die Inflation in Amerika, denn das Zielband von 2% scheint ausser Reichweite. Während die Kernrate immer noch bei 3,3% verharrt, stieg die Gesamtinflation wieder leicht auf 2,6% an. In absehbarer Zeit könnte die Inflation aufgrund von Basiseffekten sogar noch weiter ansteigen und die FED gar zwingen, auf weitere Zinssenkungen zu verzichten. Auch die politischen Pläne von Donald Trump, wie zum Beispiel seine geplante Zollpolitik, könnten die Inflation weiter anschieben. Auch die angedachte Deportation von illegalen Einwanderern könnte den Arbeitsmarkt in den USA beeinträchtigen und die Löhne im Niedriglohnsektor anheizen, was für zusätzlichen Inflationsdruck sorgen könnte. In Europa ist das Gesamtbild zurzeit wesentlich düsterer. Strukturell hängen die beiden grössten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich in den Seilen. Politisch sind die beiden Länder momentan blockiert. In Deutschland stehen bald Neuwahlen an und in Frankreich steht eine Zerreisprobe der befremdlich anmutenden Regierungskoalition wegen der geplanten massiven Einsparungen im Staatshaushalt bevor. Auch schöpfen die beiden Volkswirtschaften, welche eine momentane Stagnation erleben, ihr Potenzial nicht aus. Das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, verschlimmerte Baugenehmigungsprozesse, missglückte Klimaschutzmassnahmen und explodierende Lohnstückkosten haben das unternehmerische Wirtschaften verteuert und die Menschen zutiefst verunsichert.
Die Wahl von Donald Trump ist auch ein Aufruf zum Handeln für Deutschland, Frankreich und ganz Europa – auf politischer wie auch auf unternehmerischer Ebene. Dazu kommt, dass auch in Europa der Inflationsdruck wieder zunimmt. Die sich abschwächende Währung und die ansteigenden Lohnkosten im Servicesektor könnten die Inflation bald wieder über das Zielband von 2% ansteigen lassen und somit künftige Zinssenkungen der EZB in Frage stellen. In China sieht es momentan nicht so aus, als ob das angekündigte Stimulusprogramm eine Konjunkturwende einleiten könnte. Die grundsätzlich auf verschiedene Sektoren grosszügig verteilte Unterstützung der Regierung erzielte bisher wenig Wirkung. Die Märkte warten sehnsüchtig auf eine Adjustierung der Verteilung der Stimuli, um endlich den gewünschten Effekt erzielen zu können. In der Schweiz verlangsamte sich das Wachstum des BIP erwartungsgemäss, da der Aussenhandel keine Akzente zu setzen vermochte. Für das letzte Quartal in diesem Jahr signalisiert das KOF-Konjunkturbarometer, dass die Schweizer Wirtschaft wieder etwas an Fahrt aufnehmen könnte. Auch der wöchentliche Wirtschaftsaktivitätsindikator des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) weist in die gleiche Richtung. Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft sind trotz der strukturellen und konjunkturellen Probleme in Deutschland nicht allzu trübe.
Aktienmärkte
Die amerikanischen Aktienmärkte profitierten klar vom Wahlsieg von Donald Trump. Die geplanten Deregulierungen sowie die Rückkehr zu fossilen Brennstoffen verhalfen den US-Märkten zu höheren Kursen von über 5% im November. Im Gegenteil dazu verloren die europäischen Aktienmärkte an Boden.
Vor allem der französische Aktienmarkt zeigt sich schwach, steht doch die Regierung mit ihren anstehenden Entscheidungen zu Sparmassnahmen vor einer grossen Zerreissprobe. Auch in der Schweiz sieht der Aktienmarkt kein Land, drücken doch die Schwergewichte wie Roche und Nestlé weiter auf den SMI.
Zinsen
Wie erwartet senkte die FED ihre Leitzinsen im November um 0,25%. Bis Ende 2025 werden allerdings nur noch 3 weitere Zinssenkungen erwartet, was um einiges weniger ist als noch vor kurzem. Hier spielt die Unsicherheit über die künftige Entwicklung der Inflation eine grosse Rolle. In Europa werden bis zu 6 Zinssenkungen erwartet, was die schwierige Lage der Wirtschaft widerspiegelt.
Frankreich ist immer noch das Sorgenkind, müssen die Franzosen doch inzwischen ihre Anleihen höher als Griechenland verzinsen. In der Schweiz werden Negativzinsen für 2025 nicht mehr ausgeschlossen.
Währungen und Rohstoffe
Auch im November steigt der USD auf breiter Front weiter an. Der EUR verliert auch gegenüber dem CHF und liegt nun kaum mehr über den Tiefstwerten von anfangs Jahr. Bei den Edelmetallen ist nach wie vor Konsolidierung angesagt, Gold verliert über 3%.
Aufgrund der unsicheren Entwicklungen in China und Europa verliert Kupfer an Boden und sinkt um 5%. Die kalte Witterung in Europa treibt die Gaspreise zum Teil um über 20% in die Höhe.
Das Rohöl bewegt sich seitwärts zwischen $68 und $72. Nach den US-Wahlen erreicht Bitcoin kurz die Marke von 100‘000 gegenüber dem USD.