04/10/2024

Marktkommentar

Die Leitzinsen sinken

Nun hat also auch die US-Notenbank die Zinsen endlich gesenkt. Mit einem ungewöhnlich grossen Schritt reduzierte sie ihren Leitzins um 0,5%. Viele Ökonomen hatten eher mit einer Senkung von 0,25% gerechnet und wurden entsprechend überrascht. In ihrer Pressekonferenz unterstrich die FED ihr Vorgehen damit, dass sich ihr Fokus von der Inflationsbekämpfung hin zur Stärkung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes verlagert hat. FED-Chef Powell selbst betonte, dass der grosse Schritt der Neukalibrierung des geldpolitischen Kurses zur Stützung des Arbeitsmarktes diene und nicht notwendigerweise das neue Tempo für künftige Zinssenkungen sei. Die Signale, die die FED damit sendet, sind gemischt und können nicht ganz nachvollzogen werden. Auf der einen Seite sehen wir einen sich seit längerem abkühlenden Arbeitsmarkt, der sich aber immer noch in einer verhältnismässig robusten Verfassung zeigt. Andererseits ist die Wirtschaft in den USA nach wie vor sehr stark, wuchs sie doch im 2. Quartal dieses Jahres um 3% und scheint auch im 3. Quartal um 3% wachsen zu können. Auch die Konsumenten scheinen nach wie vor gut da zu stehen, sehen wir doch ein Wachstum des Konsums von 3% im 3. Quartal, während sich gleichzeitig die Inflation weiter abbaut.

Zudem ist die Sparquote in den USA, entgegen vieler Annahmen, von 3,3% auf 5,2% angestiegen. Nichts deutet also auf eine bevorstehende Krise oder gar auf eine Rezession hin. Vermutet wird hinter vorgehaltener Hand, dass der grosse Zinsschritt auch politisch motiviert war, laufen doch die Schulden und damit einhergehend auch die Zinszahlungen langsam aus dem Ruder. Auch in der Schweiz beschloss die Zentralbank, den Leitzins um 0,25% auf 1% zu senken. Dieser Schritt war erwartet worden, liegt die Inflation doch sehr tief und der Schweizer Franken 1,5% höher als noch im Sommer. Die SNB geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in der Schweiz in den kommenden Quartalen eher verhalten ausfallen wird. Mittelfristig sollte sich das Wachstum aber gestützt durch eine etwas stärkere Auslandsnachfrage schrittweise verbessern. Die EZB senkte ihre Zinsen ebenfalls wie erwartet um 0,25%. Die Inflation liegt in Europa bei knapp 2%, in den grossen Volkswirtschaften wie Frankreich oder Deutschland sogar klar darunter. Somit könnten weitere Zinssenkungen folgen, liegt die Wirtschaft doch eher im Argen. Vor allem aus Deutschland kommen keine guten Nachrichten, wird doch seit neuestem offiziell für das Jahr 2024 kein Wachstum mehr erwartet. 

Auch in Frankreich scheint der olympische Glanz schnell wieder verflogen zu sein, zeigt sich die Wirtschaft schwach und die Verschuldung nimmt unentwegt zu. Die Quittung folgt auf dem Fuss, so liegt die Rendite der 10-Jährigen Anleihen inzwischen über denen von Spanien und Portugal. Der Abstand zur griechischen Staatsanleihe ist auch nur noch marginal, was doch eher überrascht und als Warnsignal aufgefasst werden darf. In China haben die People’s Bank of China und andere lokale Regulierungsbehörden längst überfällige Massnahmen zur Konjunkturbelebung angekündigt. Nebst der Senkung des Repo-Satzes wurden die Zinsen für bestehende Hypotheken gesenkt, um den Abschwung des Immobilienmarktes aufzuhalten. Weiter wurde die Mindestanzahlungsquote für Käufer von Zweitwohnungen von 25% auf 15% herabgesetzt. Im Rahmen der Hilfsmassnahmen wurde auch eine neue Swap-Fazilität angekündigt, die es Brokern, Fonds und Versicherungen ermöglicht, Kredite für den Aktienkauf zu erhalten, falls qualifizierte Sicherheiten hinterlegt werden. Auch ein Kreditvergabeprogramm wird verabschiedet, um Aktienrückkäufe zu fördern. Die chinesischen Aktienmärkte reagierten entsprechend heftig und stiegen um über 25% an..

Aktienmärkte

Dank den globalen Zinssenkungen und den staatlichen Unterstützungsprogrammen in China schlossen die Aktien den Monat leicht freundlich ab. Neben den starken chinesischen Aktien, die dank staatlicher Eingriffe um über 20% gestiegen sind, fallen die schwachen Kurse der Schweizer Aktien auf. 

Die Schwergewichte Roche und Nestlé belasten den Index. Roche wurde aufgrund von durchzogenen Resultaten eines Phase-1-Medikaments kurzfristig abgestraft. Bei Nestlé werden die grossen strukturellen Probleme immer sichtbarer. Hier wartet man gespannt auf die Pläne des neuen CEO.

Zinsen

Die Zinssenkungen in den USA und in Europa haben dazu geführt, dass sich die Zinskurve etwas normalisiert hat. Die viel beachtete Differenz zwischen den 2-jährigen und den 10-jährigen Anleihen ist seit kurzem nicht mehr negativ. Die Marktteilnehmer preisen zurzeit noch etliche weitere Zinssenkungen ein. 

Vor allem in den USA wird eine wahre Flut von Zinssenkungen in den nächsten 12 Monaten erwartet, was wir aber so nicht erkennen. Hier liegt grosses Potenzial für Enttäuschungen. Bei den langfristigen Anleihen in der Schweiz bekommt man aktuell kaum eine lohnenswerte Rendite.

Währungen und Rohstoffe

Während sich der USD aufgrund der unerwartet hohen Zinssenkung der Notenbank etwas abschwächte, bleiben der EUR und der CHF in engen Bandbreiten. 

Gold eilt von Höchststand zu Höchststand und zeigt sich unbeeindruckt von sämtlichen Zinssenkungen oder staatlichen Unterstützungen. Aufgrund der Nachrichten aus China stiegen die Preise für Industriemetalle, allen voran Eisenerz und Kupfer, stark an. 

Das Rohöl verlor weiter an Boden, gibt es doch nach wie vor ein Überangebot, das auf eine vermeintlich schwache Nachfrage trifft. Bitcoin konnte sich etwas erholen und stieg um 8% an.

 

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